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Sonntag, 10. März 2013

Kontrollgang

Heute regnet es bei uns und der Himmel passend dazu ist grau und trüb. Was werde ich heute machen?

Die Wohnung aufräumen, mich selber kultivieren, falls ich dazu wirklich den Geist habe. Gestern hat mir der Mann eine Flache sizilianischen Rotwein aus der Nero Traube mitgebracht. Ich werde mich heute damit betrinken, grob gesagt.
Doch zum Rotwein braucht es unbedingt ein wirklich feines Essen, sonst schmeckt er mir nicht. Denn zum nur Zuschütten ist er zu schade.

Jetzt sitze ich am Küchentisch, auf dem Platz von meinem Mann. Und da bemerke ich, dass man von seinem Platz den Wandkalender voll im Blick hat. Das Foto der Pferde strahlt eine Kraft aus, die sich auf mich überträgt. Unwahrscheinlich. Da bekomme ich Kampfwille, wenn ich mir diese geballte Kraft ansehe.
Das Foto muss ich euch unbedingt zeigen. Leider wird es nicht schärfer und den Lichteinfall bekomme ich einfach nicht weg.



Die letzten Tage waren für mich nicht wirklich gut. Ich konnte nur stundenweise schlafen und mich quälten Verspannungen und Ängste.
Wäre es nach mir gegangen, hätte ich mich zu Hause verkrochen. Es ist keiner zu Hause, ich bin nicht da.
Mich haben Fragen gequält, die ich mir nicht beantworten konnte.
Am Freitag war der Höhepunkt erreicht. Absolut nervös und zittrig fuhr ich nach Hause, eine Angst hielt mich in ihren Klauen.
Der Homöopath konnte mir dann helfen. Das Mittel verschaffte mir Erleichterung und dann konnte ich mich auch wieder etwas fangen.
Mein Körper und meine Seele öffneten sich. Die Verspannung fiel ab und ich konnte wieder Atmen.

Nicht zumachen, sondern aufmachen. Mich verletzlich zeigen. Tief atmen. Die Natur wahrnehmen.

Eigentlich will ich mich nicht mit der Situation bei meinem Vater beschäftigen. Augen zu und wegschieben.
Es ist nicht gut. Ich muss Präsenz zeigen.
Die Frau soll am Montag Vormittag den Schlüssel zurückgeben. Würde es nicht reichen, wenn ich am Montag um 9 Uhr im Haus auftauche?
In meiner Phantasie tauchen Bilder auf, dass sie mir ins Gesicht schreit, dass sie nicht gehen wird.

Damit bin ich an einem Punkt, entweder stelle ich mich meiner Angst, gehe ihr nach, überprüfe die Wirklichkeit oder ich versuche sie wegzuschieben und sie wird immer größer werden. Die Phantasien immer wilder. Ich bin dann von der Ausweglosigkeit der Situation überzeugt.

Sich der Angst stellen. Ich packe mich zusammen und fahre zum Haus. Ist sie da, treffe ich sie? Unangenehm, ängstlich. Nichts da. Ich fahre weiter. Schweiß steht mir auf der Stirn.
Es steht kein Auto vor der Tür. Erleichterung stellt sich ein.
Ich gehe hinein. Entdecke, dass die Pflanzen weg sind. In den Schränken liegt noch ihre Kleidung. Die Zimmer wirken nicht leerer.
Ich bekomme Angst. Sie kann es unmöglich bis Montag um 9 Uhr schaffen ihre Sachen wegzubringen.
In jedem Raum brennt Licht, die Türen nach außen sind alle offen, die Heizventilatoren laufen auf Hochtouren. Ich mache die Türen zu.
Dann fahre ich. Konsterniert.

Zu Hause falle ich wieder aus allen Wolken. Die räumt ihre Sachen nicht weg.
Doch, doch, sie räumt sie weg. Vergiss nicht, dass sie nur wenige Sachen von sich in den Haushalt gestellt hat.
Das was herumsteht, in der Küche z.B, sind Dingen, die angeschafft wurden. Darum sieht es so voll aus. Ob sie sie mitnehmen wird? Achselzucken. Ist mir im Grunde genommen egal.

Mich läßt die Phantasie nicht aus. Die Heizlüfter laufen stundenlang durch. Keiner ist im Haus. Soll die Hütte brennen. Ihr ist alles egal.

Ich bitte am Abend meinen Mann, dass er mit mir hinüber fährt. Ich möchte die Lüfter ausschalten und sehen ob jemand zu Hause ist.
Ein Schwitzen begleitet mich wieder, Aufregung ist da.
Keiner zu Hause.
Aber in der Wohnung gibt es Veränderungen. Ihre Kleidung ist weg, andere Dinge liegen herum. Sie muss in der Zwischenzeit hier gewesen sein.
Erleichterung stellt sich ein. Sie räumt ihre Sachen weg. Es scheint so, dass sie am Montag gehen wird.
Ich entdecke noch Aktenordner von meinen Vater und nehme sie mit.
Wir drehen die Lüfter und die Lichter aus und fahren.

Aber wo ist mein Vater?
Ich vermute, dass sie den Vater bei jemanden untergebracht hat damit sie Ruhe beim Räumen hat.
Wir rufen ihn an. Ja, er sei dort und dort und mache einen Kurs.

Was soll man darauf sagen. Gar nichts. Ihm einen schönen Abend wünschen.

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