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Samstag, 2. Mai 2015

Jetzt ist es doch mehr geworden - kleiner Seelenstriptease über ein inneres Kind

Jetzt hatte ich eine längere Zeit der inneren Verwirrung. Ich sag mal, jetzt ist es ausgegoren welchen Weg ich einschlage um mich selbst mehr zu lieben.

Zum einen wurde mir klar, dass ich Verständnis, Empathie, Akzeptanz, Mitgefühl und Liebe anderen gebe. Für meinen Beruf durchaus gute Eigenschaften, aber, dass, was ich anderen gebe, finde ich, sollte ich in erster Linie mir geben.  
Ich habe damit nicht den Stein der Weisen erfunden, und klar weiß ich das eh seit Jahren irgendwie, aber jetzt passt es doch ganz gut, dass ich mich nochmals auf den Weg mache.

Meine Teenagerzeit habe ich in dem letzten Jahr meiner Ansicht nach ganz gut bearbeitet. Was mir aber klar wurde war, dass mein Dilema schon viele Jahre früher begonnen hatte. Das habe ich bisher immer negiert und den Beginn meines Leidens an mir immer ins Alter von 13-14 Jahren verschoben.

Ich habe versucht mit der bisherigen Methode des Erinnerns und des Fühlens und des erneuert Hinsehen in mein Lebensalter weiter zurückzugehen. Es hatte aber die Wirkung, dass ich nur mehr Leere empfand und es mir unverständlich wurde wie ich aus diesem Nichts, aus dieser Halt- und Bodenlosigkeit doch zu so einem Mensch wurde, der ich bin. Jedenfalls waren die Gefühle und das Sehen zu gewaltig für die Seele und ich konnte zum ersten Mal am eigenen Leib spüren, das Menschen in einer psychiatrischen Diagnose landen können, einfach weil sie das Erlebte nicht aushalten können.
Und es wurde mir klar, das ist nicht die Methode um mir meinen Kindheitsweg nochmals anzusehen.

Es hat sich so ergeben, dass ich im letzten dreiviertel Jahr in dem Dorf des verstorbenen Vaters Verwandte von mir kennengelernt habe. Dazu möchte ich sagen, dass es meiner Mutter immer sehr wichtig war, mich von Verwandten fern zu halten. Mich von allem Fernzuhalten, was ihre Art der Liebe in ihrer Vorstellung gefährdet. Die größte Gefahr für sie war, dass mich jemand anderer mag und ich diesen anderen Menschen auch mögen könnte.
Um so interessanter war es jetzt für mich, dass ich Verwandte bekommen habe.
Durch die Geschichten über die Familie väterlicherseits und die Menschen, die mich kennen lernen wollten, hat sich ein gutes Gefühl eingestellt. Etwas heimeliges.

Zuerst dachte ich mir, ich möchte mich mit der Geschichte meiner Ahnen auseinandersetzen, dass mich das interessiert. 
Es geht um die Zeit der Kriege, um den Selbstmord des Großvaters bevor er wieder an die Front musste, um die Flucht der Großmutter aus Böhmen, den Verlust von deren Familie, das Aufwachsen meines Vaters, die schräge Familie des Großvaters, wie meine Großmutter im Dorf erlebt wurde, wie ich sie erlebte, wo ich baden ging, … lauter interessante und schräge Geschichten, Lebenswege und Erinnerungen. 
Für mich auch wirklich sehr spannend. Nicht nur Trauriges sondern es gibt auch viel zum Lachen, zum Bedauern, zum Schmunzeln und es ist schön zu wissen, dass da Verwandte von mir sind. 
Und da ich im Dorfwirtshaus auch präsent bin, treffe ich auch Menschen, mit denen ich gerne zusammensitze. Von den Alten gibt es viele Erinnerungen und Anekdoten.  Und Verbindungen werden gezogen, wer die Großtante von wem ist, wer mit wem verwandt ist und und und.
Mit den Jüngeren geht es um aktuelles im Dorf,... macht mir auch Spaß.
Also alles durchaus positiv.
Ich schreibe „durchaus“, da mir klar ist welche Abgründe, Misshandlungen, Missbilligungen, Tragödien usw. es in den dörflichen zwischenmenschlichen Beziehungen gibt.

Irgendwann in den letzten beiden Wochen habe ich gemerkt, dass es mir nicht um die Geschichte der Ahnen (habe mir Bücher über den Weltkrieg ausgeborgt,…) geht, sondern um die Wurzeln, die sie mir geben.
Ich habe durchaus Wurzeln, aber jetzt sind sie deutlich stärker und dicker im Boden verankert.

Und mit diesen Wurzeln, die Halt geben, die tragen, ist es vielleicht möglich das kleine Wurstel, dass ich war anzusehen, ohne das ich in ein schwarzes Loch falle.

Ich stand ja vor der Frage wie ich meine Kindheitsrückschau am besten angehen könnte. Ich fühlte mich orientierungslos, hibbelig, heiß war mir oft, etwas lag mir auf der Brust, das Herz fühlte sich umklammert an, ich bekam ganz schlecht Luft, … 

Beschäftigte ich mich mit mir als Kleinkind, dachte ich an Fotos von mir und fand mich süß, verschwand der Druck auf der Brust und das Herzweh hörte auf.

Also war es womöglich der Weg, mich als Baby ganz positiv zu sehen.
Man sagt ja immer es geht um die Liebe, die Selbstliebe, die Akzeptanz. Und wie kann ich meine Selbstliebe stärken.
Aufbauen und festigen trifft es bei mir wohl besser.

In meiner Phantasie sehe ich mich als Baby. Ich trage mich herum, laufe durch die Wiese, binde mich als Baby in einem Tragetuch auf den Rücken und geniese die Wärme und das liebevolle Gefühl, dass ich mir gebe. Welt wie bist du schön.

Letzten Mittwoch hatte ich einen Termin beim Homöopathen und er empfahl mir das Buch „Das innere Kind. Wie finde ich zu mir selbst“ von John Bradshaw.
Es ist ein „theoretischer Schinken“, weil es um die Therapieform des Inneren Kindes geht, aber ich habe beim Vorwärtsblättern schon über die Phantasievorstellung des Kindes das man war, gelesen.
Also werde ich weiter auf dem Weg bleiben, mich als Baby zu knuddeln und mir zu sagen, wie toll ich bin, was für eine süße Zuckerschnecke ich bin. Ganz im ernst, das glaube ich von mir wirklich!
Und ich glaube, dass wir alle ganz süße und entzückende Babys waren. Zum Küssen. Und das erinnert mich an Luisa die rät, sich selbst auf die Schultern zu küssen und sich positiv sehen.
Dem schliese ich mich aus tiefem Herzen an.


2 Kommentare:

  1. Zum Schluss hin, deine Worte mit der Selbstliebe.... ich glaube, die sollte ich mir auch zu Herzen nehmen.... DANKE

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  2. Ein schönes Bild ist das, wie Du mit Dir als Baby im Arm rumläufst und Dich herzt und knuddelst. Ich glaube ja, dass jeder Mensch in sich selbst die Wege und Lösungen trägt, wie er am besten klar kommt mit seinen Abgründen. Du scheinst das ganz intuitiv gemacht zu haben und ich wünsche Dir sehr, dass der Abgrund sich weiter schliesst. Manchmal ist die Seele für bestimmte Erinnerungen noch nicht bereit, dann darf man sie auch nicht ans Licht zerren, denn das Nicht-erinnern-Können ist dann ein Schutz vor Dingen, die noch zu stark für einen sind. Gut, dass Du das erkannt hast.

    Mögen Deine Wurzeln sich ganz feste mit Dir und der Erde verbinden und möge all die Liebe, die Du Deinem drolligen, süßen Baby gibst, Dein ganzes Herz fluten!

    Lieben Gruss
    Clara

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